Die Neue Burg – ein elegantes Geschäftshaus zwischen der Ruine der Kirche St. Nikolai und dem Hopfenmarkt – steht dort, wo das Herz der Hansestadt Hamburg schlägt.

Geburtsstätte einer Weltstadt

Hier spielte sich das mittelalterliche Leben der Neustadt ab, hier begann vor fast 1.000 Jahren die Entwicklung Hamburgs von der Burg zur Stadt. Nur 200 Meter entfernt von der legendären Hammaburg am heutigen Domplatz entstand im 11. Jahrhundert die „Neue Burg“, der das neue Gebäude seinen Namen verdankt. Eine gewaltige Anlage mit einem 22 Meter starken Wall und einem Durchmesser von 160 Metern zum Schutz vor dem Hochwasser von Elbe und Alster.

Die historische Neue Burg ist verschwunden, doch es gibt eine Straße gleichen Namens. Die „Neue Burg 1“ setzt die Kaufmannstradition Hamburgs auf historischem Grund und mit viel Platz für die Ideen von morgen fort.


9. – 10. Jh. n. Chr.
Hammaburg

01 Ludwig der Fromme, Sohn Karl des Großen lässt die auf dem Geestrücken zwischen Alster und Elbe, südlich der heutigen Petrikirche liegende Hammaburg zur Festung ausbauen. Der Name kommt vom altsächsischen Wort Ham, was Gelände am Fluss oder Sumpfgebiet bedeutete. Die Burg ist circa 50  ×  57 m groß und keine Burg im mittelalterlichen Sinne, sondern eine einfache Palisadenbefestigung auf einem Erdwall. Später wird diese durch die größere Hammaburg II ersetzt, die 845 n. Chr. durch einen Wikingerüberfall zerstört wird. Mit der Ernennung zum Erzbistum entsteht ein Bauboom, in dessen Folge um 900 die Hammaburg III, eine mächtigere Befestigung aus Wall und Graben, errichtet wird. Gleichzeitig beginnt man, das südlich angrenzende Flussufer künstlich aufzuschütten. Man errichtet zahlreiche kleine Häuser. Zugleich dehnt sich die Besiedlung auch auf das gegenüberliegende Ufer aus, wo ein Markt neben dicht beieinanderstehenden Häusern entsteht: Der erste Hamburger Hafen nimmt hier Gestalt an.


9. – 10. Jh. n. Chr.
Hammaburg

02 Im frühen 11. Jahrhundert wird nach Schleifung der Hammaburg III die Befestigung nicht wiederauf-gebaut. Auf dem Gelände entsteht ein hölzerner Dom. Zeitgleich wird der sogenannte Heidenwall errichtet. Der mächtige Abschnittswall mit einem vorgelagerten Graben, der von der Alster im Norden bis zur Elbe im Süden reichte, soll Hammaburg an seiner alten Schwachstelle, der offenen Ostflanke, künftig vor heidnischen Angreifern schützen. Der Heidenwall behält seine Verteidigungsfunktion bis zur vollständigen Einhegung der Stadt durch eine steinerne Stadtmauer um 1260.


1021/22 n. Chr. 
Die Neue Burg

03 Nachdem zuerst die Wikinger und zuletzt wahrscheinlich noch einmal im Jahr 1018 die slawischen Obodriten die Hammaburg nieder-gebrannt hatten, ist diese nur noch eine Ruine. Als direkter Nachfolgebau entsteht ab 1021/22 durch Herzog Bernhard II. die Neue Burg. Sie stellt das gräfliche Gegenstück zum Bischofssitz dar. Heute kann man davon ausgehen, dass die Burg »auf der grünen Wiese« gebaut wurde. Ihre Form ist durch die noch heute erkennbare Anordnung der umliegenden Parzellen dokumentiert. Fachleute bezeichnen die Neue Burg, »eine gewaltige Anlage mit einem 30 Meter starken Wall und einem Gesamtdurchmesser von 160 Metern«, als »die Keimzelle der Kaufmann-stadt Hamburg«. Über das Ende der Burg weiß man wenig.


1186/87 n. Chr.
Die gräfliche Neustadt –
-Entwicklung zur Handelsstadt

04 Gustav Adolf III., Graf zu Schauenburg, Stormarn Holstein gründet 1188 die gräfliche Neustadt und legte damit das Fundament für die Kaufmannstadt Hamburg. Sie stand in Konkurrenz zur bischöflichen Stadt rund um die Petri-Kirche. Als Standort für die »Neustadt« wurde die Neue Burg, entstanden ab 1021, in der Alsterschleife westlich der bestehenden Altstadt gewählt. Zu Schauenburg lässt zusätzlich das Nikolaifleet zum Hafen ausbauen und macht damit erstmals die Elbe systematisch als Handelsstraße nutzbar. Zahlreiche Handelsleute lassen sich am Nikolaifleet nieder und verwandeln den Ort bald in einen florierenden Marktplatz. 1189 verleiht Kaiser Barbarossa Hamburg zahlreiche Privilegien, die mit Marktrecht und Zollfreiheit verbunden sind. Damit beginnt der blühende Aufstieg des Handelsstandorts Hamburg.


13. Jh. n. Chr.
Nikolaikirche I

05 Wenige Jahre nach Gründung der Neustadt durch Adolf III. zu Schauenburg auf den Trümmern der Neuen Burg verlangten die neu angesiedelten Bürger nach einer Kirche. Graf Adolf lässt daraufhin eine kleine Kapelle errichten. In den folgenden Jahr-hunderten wird dieser Bau stetig vergrößert, den Schalen einer Zwiebel gleich. Einen Turm erhält die Kirche spät: den erhielt die Kirche erst 1656/57, im barocken Stil, schlank aufragend, fast 128 Meter hoch.


1321 n. Chr.
Hansestadt Hamburg

06  Der entscheidende Meilenstein in der Geschichte Hamburgs war der Beitritt zur Hanse. In dieser bedeutendsten wirtschaftliche Vereinigung des Früh- und Hochmittelalters nahm Hamburg als Nordsee-hafen eine Sonderstellung ein. Die Neu-Hanseaten verlegten große Teile ihrer Handelsaktivitäten in den Norden und Westen – mit Niederlassungen in London, Brügge, Amsterdam und Skandinavien. Das hatte nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern sorgte auch für kulturelle und wissenschaftliche Inspirationen.


17. Jh. n. Chr.
Stadt der Superlative

07  Am 31. Dez. 1619 ist Hamburg Deutschlands größte Stadt. Es werden 40.000 Einwohner geschätzt, 10.000 davon sind Ausländer – viele von ihnen gehörten zur finanziellen und geistigen Elite, der Hamburg unter anderem seinen Aufschwung zu verdanken hat. Mit dem neuen Wissen der zugezogenen Geschäftsleute blühte das Handwerk auf. Schließlich besaßen die Neu-Hamburger hervorragende Kontakte zur Heimat – ein unverzichtbarer Vorteil für einen florierenden Handel.


1842 n. Chr.
Der große Brand

08  Ein Inferno sucht Hamburg 1842 heim, als in einer Zigarrenmacherei in der Deichstraße 44 ein Feuer ausbricht. Die Probleme: Extreme Trockenheit, anhaltender Wind, Ebbe und Alkohol. Rund 350 Fässer davon lagerten am Nikolaifleet und wurden vorsichtshalber ins Wasser gekippt. Es floss nicht ab, es war Ebbe und mit eben diesem entzündlichen Mix versuchten die Feuerwehrmänner, das Feuer zu löschen. Das Viertel verbrannte, 51 Menschen kamen ums Leben, 41 Straßen, drei Kirchen, darun-
ter die Nikolaikirche und 1.749 Häuser wurden zerstört. Das Feuer soll in der einer Entfernung von 50 Kilometern sichtbar gewesen sein.


19. – 20. Jh. n. Chr.
Die neue Nikolaikirche
und der Zweite Weltkrieg

09  Nach dem Entwurf des Engländers George Gilbert Scott entsteht innerhalb 36 Jahren eine neue Kirche. Scotts Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit einer
Länge von 86 Metern, beherrscht von einem 147,30 Meter hohen Turm, der einige Jahre lang sogar als das höchste Gebäude der Welt gilt. Und es ist eben jener Turm, der im Zweiten Weltkrieg den Untergang
Hamburgs unfreiwillig einleitet, die Zerstörung aber seltsamerweise übersteht. Das von einem Engländer
entworfene Gebäude wird von englischen Kriegsflug-
zeugen als Zielmarke gebraucht, um Hamburg zu bombardieren. Die Verluste sind immens. Die Überbleibsel der Kirche dienen heute als Mahnmal.

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